Baur Dr. Friedrich (Stiftung)

Adresse

Baur Dr. Friedrich (Stiftung)
Bahnhofstr. 8
96224 Burgkunstadt
Oberfranken, Deutschland

Standorte: Burgkunstadt
Anzahl der Mitarbeiter: Keine Angaben Mitarbeiter
Umsatzentwicklung: Keine Angaben
Branche: Keine Angaben

Schwerpunkte (Tätigkeit), Spezialitäten (Produktionsverfahren, besondere Stärken), Auszeichnungen, Ehrungen, Preise, etc.

Schwerpunkte:
Versandhandel - Großversandhaus

Spezialitäten:
Friedrich Baur war schon immer ein Vor-Denker und Vor-Macher. Ein Pionier im Umgang mit den Menschen - mit den Mitarbeitern, mit der Öffentlichkeit und mit den Kunden.

Der Vertrieb über Sammelbesteller wurde entwickelt. Damit konnte die Idee, die Menschen mit Waren zu versorgen, in der ganzen Republik ohne ein teures Filialnetz verbreitet werden.

Um es den Menschen zu ermöglichen, Schuhe und andere Waren zu kaufen, wurde ein Teilzahlungssystem aufgebaut - viele Jahre wurden von den Kunden keine Zinsen für die Vorfinanzierung verlangt.

Die einfache Rückgabe bei Unzufriedenheit, ohne Begründung, wurde schon vor vielen Jahrzehnten zum Kennzeichen für einen überragenden Kundenservice.

Motto, künftige Vorhaben und Pläne

Motto:
Im Mittelpunkt des Denkens und Handelns muss stets der Mensch stehen.

Werte

Menschlichkeit und soziales Engagement

Indirect-Marketing (Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden, Öffentlichkeit ...)

Burgkunstadt hat Herrn Dr. Baur und seiner Frau "Kathi" viel zu verdanken. Viele öffentliche Einrichtungen wurden von ihnen errichtet und dienen noch heute dem Wohl der Bürger von Burgkunstadt.

Sein Vermögen vermachte das Ehepaar Baur mehreren Stiftungen, um auch noch nach ihrem Ableben Gutes zu tun. Damit lebt der "Geist" der Familie Baur auch weiterhin in Burgkunstadt.



Aktivitäten

Kategorie der Aktivität:
Unternehmer, Stifter, Förderer der Region

Erfolgserlebnisse und Ergebnis
Friedrich Baur - Ein Wirtschaftsriese und Menschenfreund

Als Friedrich Baur am 11. Mai 1890 geboren wird, ahnt das alte Europa noch nichts von seinem Zusammenbruch. Es genügt sich selbst. Vor allem die Großmächte. Trotzdem wird diese Zeit einmal verklärt werden. Gute alte Zeit. Sie war nicht besser als heute.

Wirtschaftlich herrschte in Deutschland sogar Aufwind. Man war meisterlich im Außenhandel. Damals schon.

In diesem ahnungsfernen Idyll im oberfränkischen Flecken Stadtsteinach erblickte Friedrich das Licht der Welt. Sein Vater ein Notar, seine Mutter aus kommerzienrätlichem Elternhaus. Die Zeit bis nach dem Gymnasium lohnt zu überspringen. Friedrich Baur wird Außenhandelskaufmann. Ein weit gereister sogar, den es beruflich bis nach Indochina verschlägt. Der Erste Weltkrieg zerschlägt jedes Idyll. Der Außenhandelskaufmann wird Kriegsgefangener. Er lebt jetzt in Hongkong und Australien. 1920 dann die Rückkehr.

Die fränkische Heimat zieht ihn zu sich, er findet Anstellung in einer Burgkunstadter Schuhfabrik. Das Metier wird ihm vertraut, Burgkunstadt wird ihm vertraut und das Metier und Burgkunstadt sind zu dieser Zeit eins. Der Ort war einmal die zweitgrößte Produktionsstätte für Schuhe in Deutschland.

Nach drei Jahren dann der Selbstversuch. Baur wird Unternehmer, "er macht in Schuhen". Er macht nicht lange, die Inflation setzt ihm zu. Aber Baur gibt nicht auf, was als Schuhgroßhandel scheitert, soll durch die neuartige Versandidee gelingen. 1925 gründet Baur ein Versandhaus für Schuhe.

Der Mann, von dem es heißen wird, dass er den Arbeitern nahe steht und Verständnis für ihre Nöte hat, will ihre finanzielle Situation berücksichtigen und entwickelt ein Bestellsystem, das ihrem Geldbeutel entgegenkommt. Der Sammelbesteller war geboren, eine Innovation aus Franken.

Darüber hinaus entwickelt Baur ein Teilzahlungssystem ohne Aufschlag.

Legendär auch die Bedingungen, unter denen Baur in dieser Zeit selbst arbeitet. Im Schlachthaus der Schwiegereltern wird gepackt, das Wohnzimmer ein Büro, die Scheune ein Schuhlager. Der Familienzusammenhalt macht den mühsamen Anfang möglich. Nach einigen Jahren werden mit dem Schuhversand über drei Millionen Reichsmark umgesetzt. Aber Versandhäuser sind nicht gerne gesehen im Dritten Reich. Der Neid einflussreicher Ständegruppen meldet sich zu Wort und lanciert gegen Baur sogar Schmähartikel in der Presse. Als skrupelloser Ausbeuter wird er beschrieben, als Sozibonz und seine Sammelbesteller sollen allesamt ehemalige Marxisten gewesen sein.

Hanebüchen. Baur interessiert weder links noch rechts. Er möchte, dass sich alle Schuhe leisten können. Ohne Unterschied, ohne Parteibuch. Er genießt Ansehen in der Bevölkerung. Sie wird verhindern, dass gegen Kriegsende zwei seiner Lager geplündert werden. Diese Lager werden der Grundstock für sein Jahr 1948, die Auferstehung des Versandgeschäftes nach dem bewährten Modell des Schuhversandes über Sammelbesteller. Bald darauf dann erneut Schule machende Ideen aus dem Hause Baur in Oberfranken: Rückgaberecht ohne Begründung, Retouren ohne Aufwand.

Das Wirtschaftswunder nimmt ihn mit. 1953 werden 20 Prozent der Schuherzeugung in Westdeutschland durch den Baur-Versand zum Kunden gebracht. Wenige Jahre später folgt der große Umbruch. Baur wird Vollversandhaus, sein gelber Katalog zum Begriff für einen freundlichen Wirtschaftsriesen.

So riesig der Erfolg, so bescheiden der Mensch Friedrich Baur. Arbeitsplätze wollte er schaffen, für seine Mitmenschen und deren Nachkommen. Das hat er erreicht.

Gegen die tückische Krankheit seiner Frau (fortschreitende Kinderlähmung) setzte er das Prinzip Hoffnung. Um Kranken zu helfen, ließ Baur in München ein Institut zur Erforschung der Kinderlähmung bauen, bezahlte es aus eigener Tasche und vermachte es dem Freistaat Bayern.

"Im Mittelpunkt des Denkens und Handelns muss stets der Mensch stehen", so das Vermächtnis des kunstsinnigen Unternehmers. Ihm ist es zu verdanken, dass in seinem Burgkunstadt ein Jugendheim, ein Altenheim, ein Kindergarten und eine allen zugängliche Sportanlage entstanden.

Am 30. Oktober 1965 starb Dr. h. c. Friedrich Baur. Sein Vermächtnis ist die Friedrich-Baur-Stiftung, die sich um medizinische Forschung und Kultur bemüht. Weil im Mittelpunkt des Handelns eben doch stets der Mensch stehen muss.

Text: Robert Knitt


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