Bäckerei Gander & Hönninger

Adresse

Bäckerei Gander & Hönninger
Coburger Straße 26
96215 Lichtenfels/ Bayern
Oberfranken, Deutschland

Standorte: Lichtenfels
Anzahl der Mitarbeiter: Keine Angaben Mitarbeiter
Umsatzentwicklung: Keine Angaben
Branche: Handwerk

Schwerpunkte (Tätigkeit), Spezialitäten (Produktionsverfahren, besondere Stärken), Auszeichnungen, Ehrungen, Preise, etc.

Schwerpunkte:
Bäckerei

Spezialitäten:
berühmte Weihnachtsstollen

Motto, künftige Vorhaben und Pläne

Motto:
Für gute Ideen gibt es keinen Ersatz.

Werte

Die Familie ein wertvolles Gut.

Indirect-Marketing (Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden, Öffentlichkeit ...)

Stollen statt Flyer, Hochglanzprospekte und Marketingkonzept.

Aktivitäten

Kategorie der Aktivität:
Ideen für das Marketing gibt es überall - man muss sie nur erkennen und erschließen

Bezeichnung der Aktivität:
German Marketing anno 1970

Beschreibung der Aktivität:
Der Stollen als Werbeträger.

Anstoß oder Anregung für die Aktivität:
Die ZDF-Hitparade

Entstehung und Entwicklung/ Konkretisierung der Idee:
Nicht lange reden oder gar zerreden - sondern einfach tun.

Auslöser für ein konkretes Handeln:
Es gibt für alles einen Anlass, wichtig ist, dass man ihn erkennt.

Wie wurde geplant? Was gab es zu bedenken?
Statt wissenschaftlichen Analysen - gesunder Pragmatismus

Welche Herausforderungen traten auf? Wie wurden sie gemeistert?
Ein Stollen passt nicht in ein Briefkuvert.

Erfolgserlebnisse und Ergebnis
Wie aus der Korbstadt Lichtenfels fast die Stollenstadt wurde.

Spezielles zum Unternehmen

Es war einmal an einem Montag. Montage sind Alltage, keine Sonntage und von allen Alltagen noch am weitesten vom Wochenende entfernt. Solche Statistiken aber sind dem Leben egal, es mag alle Tage. Und es bietet an allen Tagen seine Wunder und Chancen und Richtungswechsel an. Da kann man machen was man will, der Alltag ist nicht grau.
Wie bunt es einmal werden könnte, davon hatte die Lichtenfelserin Agnes Gander zunächst nur eine ungefähre Vorstellung. Aber ein gutes Gefühl hatte sie. Es war gegen Ende der 70er Jahre und der Montag sollte eine Rolle spielen. Die Bäckersfrau saß mit ihrer Familie vor dem Fernseher. Damals gab es sie noch, die Straßenfeger mit dem Familienzusammenführungsfaktor. Einer dieser Straßenfeger war die ZDF-Hitparade von und mit Dieter Thomas Heck. Wir befinden uns im Wohnzimmer der Familie Gander und es ist einer dieser besagten Montagabende. Der Sohn Robert ist zugegen, seine Frau Henriette auch. Robert ist Bäckermeister und gemeinsam wohnt man sogar in der Bäckergasse. Die Bäckergasse in Lichtenfels/Oberfranken. Seit 1672 gibt es ohne Unterbrechungen Backtradition unter dieser Adresse. Das Geschäft geht gut, man kann nicht klagen. Niemand ahnt an diesem Montagabend, dass in diesem Wohnzimmer gleich eine Idee geboren wird, die dem kleinen Unternehmen allemal eine Sonderstellung einräumen wird. So eben betritt das bekannte Schlagerduo Cindy & Bert die Bühne. Etwa gegen Mitte des Liedes, so zwischen dem zweiten und dritten Refrain, wird die Kontaktadresse der Künstler eingeblendet. Was auf manche Zuschauer vielleicht störend wirkte, wirkte auf Agnes Gander anregend. In diesem Moment kommt der Dame eine Idee…..eine Marketing-Idee.

Agnes Gander ist ein praktisch denkender Mensch. Das schließt Visionen nicht aus. Eine Vision taugt ja überhaupt nur dann etwas, wenn sie sich verwirklichen lässt. Von den Wirklichkeiten des Lebens versteht die Dame etwas. Dafür sorgte das 20. Jahrhundert. Agnes Gander versteht aber auch etwas von Menschen und Menschlichkeit. Ihre funkelnden braunen Augen signalisieren eine schnelle Auffassungsgabe und geistige Wendigkeit. An diesem Montag wandte sie sich Cindy & Bert zu und begriff, dass eingeblendete Kontaktadressen doch auch Lieferadressen sein könnten. Genau! Cindy und Bert erhielten auf dem Postweg einen Weihnachtsstollen. Das ist die Spezialität der Bäckerei, gern gegessen und hoch gelobt. Und weil Cindy zu diesem Zeitpunkt schwanger war, schrieb ihr Agnes Gander – so von Frau zu Frau – ein „zur Stärkung“ auf das Grußkärtchen zum Stollen. So von Frau zu Frau kam dann auch die Antwort, zuzüglich eines Autogramms mit Bild des Nachwuchses. Und mit der Bitte, doch bei Gelegenheit wieder so einen guten Stollen zu schicken. Zur Stärkung und gegen Bezahlung freilich. Frau Gander schrieb noch viele Sänger an. Peter Rubin war unter ihnen, Heinz Schenk auch, ja sogar der Filmkomponist Franz Grothe (Ich denke oft an Piroschka). Unter den Prominenten kamen die Weihnachtsstollen aus Lichtenfels dann auch zwangsläufig zur Sprache. Weil sie gut waren, sehr gut, empfahlen sich die Künstler gegenseitig den Einkauf per Paketversand bei der Lichtenfelser Bäckerei Gander bzw. Gander und Hönninger. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis der Stollen nicht nur in den Mündern von Künstlern, sondern auch in denen von ehemaligen Boxweltmeistern wie Max Schmeling und anderen namhaften Personen landete, also geschmackvoll die Branche wechselte. Ein zweites Standbein war durch eine ebenso einfache wie geniale Marketingidee entstanden, eines, auf das sich die Firma noch lange verlässlich stützen konnte, denn die prominente Kundschaft war so zahlreich wie treu. Gute Ideen können immer geboren werden. Auch nach Feierabend, auch an einem Wochentag, auch an einem Montag. Und ganz bestimmt auch wenn es regnen sollte.

(von Markus Häggberg)
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